Zahlen, Fakten und Mythen rund ums Leder
Werden Tiere eigens für die Ledererzeugung getötet?
Nein, das werden sie definitiv nicht, auch wenn es manche Aktivistengruppen oder Tierrechtsorganisationen immer wieder behaupten! Ganz im Gegenteil: Für die Ledergewinnung stirbt kein Tier!
Tierhäute sind ein Nebenprodukt der Viehzucht. Da diese Materialien sowieso anfallen, wäre es eine pure Verschwendung wertvoller Ressourcen, diese einfach wegzuwerfen! Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es daher besser, ohnehin vorhandene Häute zu langlebigem und hochwertigem Leder zu verarbeiten.
Leder stammt vom Rind (69 %), vom Schaf (13 %), von der Ziege (11 %) sowie vom Schwein (6 %). Wer nachrechnet, kommt auf 99 %. Das liegt daran, weil es nicht in allen Ländern sichere Statistiken gibt. Sicher ist aber eines: Niemand wirft das Fleisch des Tieres einfach weg – denn dies ist das Wertvollste am Tier und nicht die Haut. Leider ist es aber richtig, dass immer mehr Häute und Felle weggeworfen werden. Und das ist mit Sicherheit kein bisschen nachhaltig!
Leder ist ein besonders nachhaltiges Material – stimmt‘s?
Leder ist sehr nachhaltig! Die für die Verarbeitung genutzten Tierhäute sind natürliche Ressourcen, die sonst vielleicht achtlos weggeworfen werden würden. Zudem weiß wohl jeder von sich selbst oder aus dem Familienkreis, wie lange sich hochwertige Produkte aus echtem Leder nutzen lassen – nämlich über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg. Nicht wenige Ledertaschen oder Lederjacken werden buchstäblich von einer Generation zur nächsten „vererbt“. Diese lange Nutzungszeit ist besser und erheblich nachhaltiger als eine „Ex-und-hopp“-Mentalität – denn so werden Müllmengen eingespart und vorhandene Ressourcen optimal genutzt.
Wie viel Wasser ist notwendig, um einen Quadratmeter Leder herzustellen?
Um diese Frage zu beantworten, haben wir vom VDL in zahlreichen Gerbereien umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Das Resultat: Etwa 120 Liter Wasser sind erforderlich, um aus einem Quadratmeter Tierhaut Leder zu machen. Das Wasser wird zum Waschen, Gerben, Färben und Spülen genutzt – danach durchläuft es moderne Kläranlagen und gelangt mindestens so sauber wie zuvor in die Natur zurück.
Manchmal sind andere, deutlich höhere Zahlen zu lesen. Wie kann das sein? Manche rechnen zu der Wassernutzung in der Gerberei auch das Wasser und den Regen hinzu, den das Rind und das Gras brauchen, um wachsen und leben zu können – doch das ergibt ein vollkommen verzerrtes Bild der Lederproduktion.
„Veganes Leder“ – gibt es das überhaupt?
Leder ist ein Naturprodukt, das aus wertvollen Tierhäuten gewonnen wird. Somit ist „veganes Leder“ – also so etwas wie tierfreies Leder – ein Widerspruch in sich. Genau genommen handelt es sich bei diesem unzulässigen Begriff um reines Marketing, das einen ökologischen Wert vorgaukeln soll, den es nicht immer erfüllen kann. Denn tatsächlich ist „veganes Leder“ gar kein Leder – stattdessen ist es ein synthetisches Erzeugnis, also zumeist erdölbasierte Kunststoffe mit viel Chemie. Mit einem Naturprodukt hat das überhaupt nichts zu tun! Stattdessen verbrauchen diese Synthetikprodukte hohe Mengen an Rohstoffen und Energie. Vom Trendbegriff „vegan“ sollten sich Verbraucher also nicht blenden lassen!
Was ist der Unterschied zwischen Leder und Lederersatzprodukten?
Echtes Leder wird aus natürlicher Tierhaut hergestellt. Dabei handelt es sich um eine Faserschicht, die in der Natur für Schutz, einen Wärmeausgleich und eine Feuchtigkeitsregulation sorgt. Hingegen bestehen Kunstleder, Lederersatz oder Lederimitat stets aus mindestens zwei Schichten: Einer textilen Trägerschicht und einer Kunststoffdeckschicht, meist Polyurethan (PUR) oder Polyvinylchlorid (PVC). Deshalb sind Kunstleder weniger haltbar: In der laufenden Benutzung trennen sich die Schichten mit der Zeit voneinander.
Leder und Chemikalien – wie gefährlich ist das?
Die Statistiken etwa der Berufsgenossenschaft zeigen: Die fachkundige Ledergewinnung ist ganz und gar nicht gefährlich. Denn bei der heimischen Lederindustrie handelt es sich um erfahrene und verantwortungsvolle Familienunternehmen, für die Sicherheit an erster Stelle steht. Tatsächlich sind einige Chemikalien zur Ledererzeugung notwendig – aber mit der richtigen Handhabung geht davon weder für den Menschen noch für die Umwelt eine Gefahr aus.
Verträgt sich „Chrom“-Leder mit der eigenen Haut?
Selbstverständlich! Chromgegerbte Leder werden sogar am häufigsten verwendet. Und das ist kein Grund zur Sorge. Ob Chromgerbung, Chrombesteck, verchromte Stoßstangen – Chrom gehört zu unserem Leben einfach dazu. Qualifizierte Gerbereien gehen achtsam mit den Materialien um, sodass Chromleder absolut sicher ist. Und nicht nur das: Auf der eigenen Haut fühlt sich ein hochwertiges, chromgegerbtes Leder immer sehr gut und angenehm an!
Leder ist besser als Kunstfasern – stimmt das?
Kunststoffe werden – wie es der Name schon sagt – synthetisch hergestellt. Dabei sind meist Rohöl-Bestandteile im Spiel. Neben diesem hohen Ressourcenverbrauch haben Kunststoffprodukte einen wesentlichen Nachteil, wenn wir sie einmal nicht mehr verwenden wollen: Denn Plastik zerfällt in Stücke, die mit der Zeit immer kleiner werden, von Makroplastik und Mikroplastik bis zu Nanopartikeln. Diese Partikel lassen sich heute im Meer, im Wasser, in Lebewesen, also so gut wie überall nachweisen – eine enorme Belastung für die gesamte Ökologie!
Bereits wenn wir Kleidung aus synthetischen Fasern waschen, entsteht dabei in der Waschmaschine Mikroplastik, das ins Abwasser gelangt und eine Belastung darstellt. Ganz anders verhält es sich mit dem Naturprodukt Leder: Dieses lässt sich nicht nur in der Regel viel länger nutzen als Artikel aus Kunststofffasern – zudem ist Leder über die gesamte Lebenszeit eines Produktes hinweg ökologisch vollkommen unbedenklich. So bauen sich zum Beispiel Anilinleder in der Natur vollständig ab. Zugegeben, das dauert seine Zeit – doch schließlich sollen Lederschuhe oder eine Lederjacke ja auch lange halten…