Bereits unsere Vorfahren in der Steinzeit schätzten die natürlichen Eigenschaften von Häuten und Fellen – und schützten sich mit ihnen vor Kälte, Nässe und Verletzungen. Aus Jägern und Sammlern wurden Bauern. Sie entdeckten nach der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren erste Verfahren, um das Naturmaterial mit einer gerbenden Brühe haltbarer zu machen. Archäologische Funde zeigen: Die pflanzliche Gerbung war bereits im vierten Jahrtausend vor Christus im alten Ägypten bekannt. Die älteste, heute noch bekannte Gerbrezeptur findet sich auf einer babylonischen Steintafel aus dem ersten Jahrtausend vor Christus.

Sogar „Ötzi“ trug Leder

Bemerkenswerte Erkenntnisse brachte der Fund von „Ötzi“. Die gut erhaltene Mumie aus Südtirol beweist: Schon seinerzeit hatte Leder mit seiner schützenden Funktion als zweite Haut des Menschen enorme Bedeutung. Damit lässt sich heute feststellen, dass das Gerben in der Kupferzeit vor rund 5.000 Jahren bereits sehr weit entwickelt war und die Menschen verschiedene Lederarten für unterschiedliche Zwecke herstellen konnten.

Aus der Antike bis in die Moderne

In der Antike und im Mittelalter wurde aus dem Gerben ein wichtiger und hoch angesehener Handwerksberuf. Die Verfahren entwickelten sich laufend weiter. Weitergegeben von einer Generation zur nächsten. Auf dem Weg in die Moderne verhalf die Chemie ab dem 18. Jahrhundert zu neuen Gerbstoffen. Die Grundlagen der Lederherstellung wurden erstmals wissenschaftlich erfasst, bewertet und weiterentwickelt.

Neue Gerbverfahren für bessere Qualität

Im Jahr 1858 schließlich entdeckten Chemiker die gerbende Wirkung von Chromsalzen – ein Quantensprung in der jahrtausendealten Geschichte der Lederverarbeitung. Das Zeitalter der Mineralgerbung begann. In wesentlich kürzerer Zeit konnten Gerbereien weichere Leder in hoher Qualität herstellen, die Lederindustrie entwickelte sich rasant. Bis heute stellt die Gerbung mit mineralischen Chromsalzen vielfach die Basis der modernen Ledererzeugung dar. Daneben haben chromfrei gegerbte Leder einen hohen Stellenwert. Nachhaltige Innovationen setzen zudem darauf, so sparsam wie möglich mit der Ressource Wasser umzugehen und bei der Herstellung der Gerbchemikalien zunehmend auf fossile Ausgangssstoffe zu verzichten. Bei der pflanzlichen Gerbung kommen Extrakte aus Früchten, Rinden, Wurzeln, Holzspänen und Blättern zum Einsatz.